Von Werbung und Einhörnern

Sie soll spannend sein, den Menschen faszinieren, ihn fesseln, zum Schmunzeln bringen, aufrütteln oder nachdenklich machen. Mit anderen Worten: Werbung soll etwas in den Köpfen und Herzen der Konsumenten bewirken.

Lange Zeit habe ich mich gefragt, was gute Werbung eigentlich ausmacht. Und auf meiner Suche nach einer Antwort, stieß ich auf das Zitat von Werbe-King John Hegarty:

„Wir kaufen nicht, was wir haben wollen, wir konsumieren, was wir sein möchten.“ 

Und meiner Meinung nach trifft er damit den Nagel auf den Kopf.

Es heißt nicht umsonst: “Wenn Du etwas verkaufen willst, musst Du die Leute abholen.” Ähm…ja. Okay. Wo soll ich sie abholen? Und wohin wollen die Leute eigentlich?

Um das herauszufinden, musst Du wissen, für wen Du eigentlich Marketing betreiben möchtest. 

Es reicht nicht, Deine Zielgruppe zu segmentieren. Du musst selbst zu Deiner Zielgruppe werden. Du musst Dich in sie hineinfühlen. In ihre tiefsten, geheimen Gedanken vordringen und ihre Wünsche erkennen – nur so erfährst Du, was den Menschen fehlt und wonach sie sich sehnen. Nur so ist es möglich, ihre Bedürfnisse zu befriedigen. 

Sieh Deine Zielgruppe mit den Augen eines guten Freundes. Frag ihn: “Wonach sehnst Du Dich? Bist du glücklich? Und wenn nicht: Was würde Dich glücklich machen? Kannst Du den Alltag mit all seinen Dingen und Gefühlen genießen oder fehlt Dir der Thrill? Vielleicht möchtest Du einfach ausbrechen und etwas Neues wagen…? Etwas, das Dein Leben besser macht oder DICH besser macht?”

Willst Du eine Wolke sein?

Ich denke, wer in seiner kleinen Welt alles hat, was ihn absichert, der muss seine Energie nicht an das „Überleben müssen“ verschwenden. Er baut sehr rasch neue Bedürfnisse auf, welche vom Wohlstand des Landes abhängen, in dem er lebt. Und genau dort beginnt der Zauber.

Das wohl banalste Beispiel, das mir gerade einfällt, ist der Hype um Einhörner…wann und wie es dazu kam, weiß ich schon gar nicht mehr…Aber plötzlich waren sie da. Überall: Auf Cremedosen, Handyhüllen, Tassen etc. WTF?! 

Das berüchtigte Einhorn-Duschgel versprach den Duft nach Wolken und Sternen. Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und behaupte, dass noch niemals jemand an einer Wolke oder an einem Stern geschnuppert hat – aber wenn es draufsteht, dann wird es wohl so sein.

Vielleicht ist es das Bedürfnis nach dieser perfekten Regenbogenwelt, festgehalten in einem zuckersüßen Dusch-Moment. 

Vielleicht ist es aber auch der Wunsch, sich wieder jung zu fühlen, dem Alltag zu entfliehen und und sich in einer nach Zucker duftenden Belanglosigkeit zu verlieren. 

Und genau an diesem Punkt wurden die Fans des Einhorn-Duschgels abgeholt. 

Um auf Hegarty`s Zitat zurück zu kommen: Hier wurde nicht einfach nur ein Duschgel verkauft, sondern Emotionen. Etwas, das die Menschen selbst gerne fühlen wollten und mit dem ihre Sehnsüchte gestillt wurden. Der Zauber hat funktioniert…